Unser Trainer im Interview

"Mit Politik der kleinen Schritte bisher gut gefahren"

Kreis-Anzeiger vom 25.10.2014, Seite 17

SCHOTTEN . 14 Spieltage sind bis dato in der Fußball-Kreisoberliga Büdingen absolviert. Ganz oben in der Tabelle steht eine Mannschaft, die vor der Saison dort keiner erwartet hatte: Der SV Blau-Weiß Schotten sorgt bei den Kennern der heimischen Fußballszene für Verwundung. Von bisher zwölf Spielen haben die Vogelsberger zehn gewonnen und nur im Auftaktspiel beim Nachbarn und Gruppenliga-Absteiger SG Eschenrod/Eichelsachsen (3:3) und in einem weiteren Auswärtsspiel beim SV Ranstadt (1:1) Punkte liegen lassen. Vom "Bockzahl" hat noch keine Gästeelf bisher einen Punkt mit nach Hause genommen. Vor allem in punkto Spielkultur haben die Blau-Weißen in dieser Saison deutlich zugelegt. Die Handschrift des neuen Trainers Jörg Schmidt (Dauernheim) ist nicht zu übersehen. Acht Jahre war der hauptberufliche Pädagoge von der heimischen Fußballbühne verschwunden. Dass er mit seinem neuen Verein im ersten Jahr gleich so eine Vorrunde hinlegt, daran hat Schmidt selbst im Vorfeld der Saison nie auch nur einen Gedanken verschwendet. Vor dem morgigen Heimspiel gegen den FC Alemannia Gedern sprach der Kreis-Anzeiger mit dem Schottener Trainer über den bisherigen Saisonverlauf und natürlich auch über die jetzt gesteckten Ziele.

Herr Schmidt, die Blau-Weißen hatte vor dieser Saison in der KOL Büdingen im Titelrennen keiner auf der Rechnung. Nach den Ergebnissen in der Vorbereitung war mit so einem Hammerstart ja auch nicht zu rechnen. Was ist das Geheimnis des bisherigen Erfolgs?

Jörg Schmidt: Ich konnte von Beginn meines Wirkens an auf den eingespielten Stamm einer Mannschaft bauen, der sich für diese Saison etwas vorgenommen hat. Außerdem haben sich einzelne Spieler in dieser Saison zu echten Leistungsträgern entwickelt. Das Resultat ist ein erfolgsorientiertes und charakterlich starkes Team.

Mit dem Dreier am letzten Sonntag beim Topfavoriten in Büdingen war nicht unbedingt zu rechnen. Was gab im Spitzenspiel den Ausschlag?

Schmidt: Der eben bereits angesprochene Teamspirit, unsere bärenstarke kämpferische Einstellung und das nötige Quäntchen Glück. Außerdem war uns bewusst, dass Büdingen nach vorne zwar sehr stark besetzt ist, im Defensivverhalten jedoch Schwächen zeigt.

Schotten ist jetzt die einzig noch ungeschlagene Mannschaft in der KOL. Wie lautet nach den Big-Points von Büdingen jetzt die Zielsetzung für die nächsten Wochen?

Schmidt: Wir wollen natürlich so lange wie möglich den Platz an der Sonne behalten, wissen jedoch, dass noch sehr schwere Spiele in den kommenden Wochen auf uns warten.

Trotz großer Personalprobleme im Abwehrbereich haben die Blau-Weißen erst acht Gegentore kassiert. Großen Anteil am bisher kompakten Auftreten hat unter anderem Mirko Dettmer. Diesen Spieler kannte bisher fast keiner. Wurden die Fähigkeiten des bereits 27-jährigen Jahre lange Zeit auf dem "Bockzahl" nicht erkannt?

Schmidt: Ich kannte Mirko vorher auch nicht, aber nach kurzer Zeit war klar, dass er ein Spieler ist, der in der Defensive nahezu jede Position gut ausfüllen kann. Aber ich möchte nochmals betonen, dass wir durch ein starkes Kollektiv erfolgreich sind und unsere gesamte Defensive, angeführt von unserem Kapitän Florian Hühn, bereits die ganze Saison hervorragend harmoniert.

Wenn es eine interne Wahl "Spieler der Vorrunde" gäbe, wäre Oldie Hani Mustapha wohl der große Favorit, oder?

Schmidt: Es ist schon phänomenal, was der Hani in dieser Saison durchgehend für Leistungen abliefert. Aber in seiner Bescheidenheit wäre ihm solch eine Wahl eher unangenehm. Außerdem gibt es eine Reihe von Spielern, die diese Auszeichnung verdient hätten.

In der Kreisoberliga läuft es hervorragend, die zweite Mannschaft hingegen kämpft schon früh in der Saison in der A-Liga gegen den Abstieg. Das überrascht deshalb ein wenig, zumal man in der Breite gut aufgestellt in die Saison gegangen ist. Was sind die Gründe?

Schmidt: Wir haben seit Beginn der Runde mit großen Personalsorgen zu kämpfen und konnten praktisch nie mit der besten Elf auflaufen. Trotzdem bin ich zuversichtlich, dass wir das im weiteren Verlauf der Saison wieder kompensieren können und dass sich die Arbeit unseres Teammanagers Andreas Schwalb, der mit sehr viel Herzblut bei der Sache ist, letztendlich auch auszahlen wird.

Die Saison ist noch lang und dennoch sei die Frage erlaubt: Was passiert, wenn Schotten Ende Mai 2015 immer noch ganz oben steht? Gibt es dann einen zweiten Fall Oberau, als der Meister auf den Aufstieg verzichtet hat?

Schmidt: Der Zeitpunkt ist noch nicht gekommen, um darüber nachzudenken. Wir sind bisher gut mit unserer Politik der kleinen Schritte gefahren und werden diese Philosophie auch nicht verändern.

Am Sonntag kommt der FCA Gedern zum nächsten Heimspiel auf den "Bockzahl". Nach dem frühen Pokalaus gegen den FCA ist da wohl noch eine Rechnung offen, oder?

Schmidt: Das ist wohl wahr. Allerdings wissen wir, dass es erneut sehr schwer werden wird, zumal wir uns jetzt in der Rolle des Gejagten befinden. Wir sind uns jedoch auch unserer Stärken bewusst und wollen das Derby unbedingt zu unseren Gunsten entscheiden.