SV Blau-Weiß kehrt nach 20 Jahren in die Gruppenliga Frankfurt Ost zurück.

Am Samstag um exakt 19.48 Uhr gab es im Lager des SV Blau-Weiß Schotten kein Halten mehr. Ersatzspieler, Trainerteam und Betreuer stürmten in Düdelsheim auf das Spielfeld. Nach einem 4:1-Auswärtssieg beim SV Phönix Düdelsheim hatten sich die Vogelsberger soeben die Meisterkrone in der Fußball-Kreisoberliga Büdingen aufgesetzt. Nach exakt 20 Jahren kehren die »Nordlichter« wieder in die Gruppenliga Frankfurt Ost zurück.

Klassenleiter Hartmut Bohl (Fauerbach) hatte die Meisterschale mitgebracht und in seiner Laudatio wollte er nicht unerwähnt lassen, dass sich die Elf von Coach Christian Haardt den Titel am Ende dann auch mehr als verdient hat. Diese Einschätzung des Büdinger Funktionärs belegen dann auch Zahlen. Mussten sich die Blau-Weißen nach der Hinrunde noch mit Rang zwei begnügen, so verlief die Rückserie geradezu bombastisch. Es wurde kein einziges Spiel mehr verloren. In zwölf von 14 Partien verließ die »Bockzahl-Elf« als Sieger den Platz, einzig in den Heimspielen gegen die Mitkonkurrenten Gedern (0:0) und Oberau (1:1) wurden Punkte eingebüßt. Heißt: Die Blau-Weißen haben in der zweiten Saisonhälfte alle Auswärtsspiele gewonnen, exakt 100 Saisontore erzielt und in 30 Ligaspielen nur 23 Gegentreffer kassiert. Glückwünsche in Richtung Mannschaft und Staff gab nach dem Schlusspfiff auch von Blau-Weiß-Urgestein Axel Beljanski. »Wir haben im Verein eine gute Führung, einen guten Trainerstab und unsere junge Truppe hat es einfach verdient. Ich freue mich schon jetzt auf Oberndorf und den FSV Bad Orb, sofern er den Klassenerhalt schafft«, teilte der in Zukunft »arbeitslose« Blau-Weiß-Linienrichter mit.
Nach der Partie in Düdelsheim fiel bei den Schottener Spielern viel Ballast ab. »Ich habe selten so eine Anspannung vor einer Partie erlebt. In der Kabine herrschte Totenstille. Alle waren aufgeregt, aber auch voll fokussiert auf dieses entscheidende Spiel«, sagte Blau-Weiß-Torschütze Tim Meilinger unmittelbar nach Spielende. Auch Kapitän Timon Ulm war sichtlich erleichtert und gab dann auch zu, »dass heute gerade in der Anfangsphase eine gewisse Nervosität vorhanden war«. Die Tatsache, dass man seit der Auswärtsniederlage beim SV Seemental (2:3 am 27. Oktober 2024) in der Folge kein Spiel mehr verloren hat, nahm dann auch der Schottener Spielführer zum Anlass, von einer »völlig verdienten Meisterschaft« zu reden »Ich habe mir nie erträumt, dass ich mit Blau-Weiß dass wirklich erleben darf. Ich habe schon viele Höhen und Tiefen miterlebt und in der neuen Spielzeit in der Gruppenliga zu spielen, das macht mich echt glücklich.« Und noch etwas wollte Ulm nicht unerwähnt lassen: »Die Saison ist noch nicht zu Ende. Am Donnerstag steht noch der Pokal an«.


Zufrieden, glücklich und entspannt wirkte nach eingefahrenem Titel Blau-Weiß-Präsidiumsmitglied Matthias Braun, der im Zeitpunkt des großen Erfolgs nicht vergaß, frühere Blau-Weiß-Verantwortliche in dieses Erfolgserlebnis mit einzubinden. »Ich meine hiermit vor allem die einstigen Präsidiumsmitglieder Torsten Hau und Thorsten Braun, zusammen mit meinem aktuellen Vorstandskollegen Sebastian Koch. Wir haben letztlich nur das jetzt geerntet, was die genannten Personen vorher gesät haben«, teilte der Sportliche Leiter des frischgebackenen Meisters mit.
Dass man mit der Verpflichtung von Coach Christian »Gigi« Haardt vor der Saison einen Volltreffer gelandet hat, steht außer Zweifel. Neben dem Cheftrainer haben allerdings auch Athletik-Coach Alexander Nies und Torwarttrainer Dominic Höhl einen ganz großen Anteil an diesem Titelgewinn. Mit einer guten Physis legte man mit den Grundstein für diesen Erfolg. Und dass Nachwuchskeeper Paul Rauer gleich in seinem ersten Seniorenjahr so eine Bombensaison spielt, damit war auch nicht unbedingt zu rechnen. »Unser Staff hat hervorragende Arbeit geleistet«, gab es dann von Braun in Richtung Trainertrio nur lobende Worte.
Chefcoach Christian Haardt selbst wirkte unmittelbar nach Spielende erst einmal ein wenig angefressen. Was ihn auf die Palme gebracht hatte, war die rüde Attacke eines Düdelsheimer Spielers beim Stande von 1:4 in der Nachspielzeit am dreifachen Torschützen Leon Edelmann, der nur mit Unterstützung von zwei Betreuern den Platz verlassen konnte. Edelmann selbst gab dann später aber vorsichtige Entwarnung, verbunden mit der Hoffnung, dass der Einsatz beim Kreispokalfinale nicht gefährdet ist. Was das Spiel selbst betrifft, so attestierte Haardt seiner Elf eine »fokussierte Leistung, gegen einen Gegner, der das mit langen Bällen auf Niklas Müller nicht schlecht gemacht hat. Letztlich war unser Sieg dann aber doch hochverdient«.
Der Schottener Coach hatte vor Rundenbeginn insgeheim auf eine Platzierung unter den ersten Fünf gehofft, dass es zum ganz großen Coup gereicht hat, ist aus Sicht von Haardt einfach nur »überragend«. Das führt er vor allem darauf zurück, »dass wir im Kollektiv vielleicht dann doch die Besten waren«. Es gibt Spitzenteams in der Kreisoberliga, die in der zurückliegenden Spielzeit in der Breite in der Tat besser aufgestellt waren. Das große Plus aus Sicht von Haardt war eben »eine überragende Kameradschaft innerhalb der Truppe«. Dass das mit dem Hinweis auf die gute Kameradschaft nicht einfach so eine Floskel ist, beweist dann auch das Statement von Blau-Weiß-Spieler Tim Meilinger, der sich nach Spielende wie folgt äußerte: »Am allermeisten freue ich mich für Simon Edelmann und Jannik Himmighofen, dass sie am Ende ihrer Karriere noch einmal eine Meisterschaft miterleben dürfen.«
Am Wochenende wurde rund um den »Bockzahl« erst einmal gefeiert. Am Dienstag bittet Haardt dann zum nächsten Training, denn am kommenden Donnerstag kann man mit einem Triumph beim Kreispokalfinale aus einer sehr, sehr guten Saison noch eine Bombensaison machen und eben Mal das »Double« gewinnen.

Von Klaus Repp

Quelle: Kreis-Anzeiger vom 26.05.2025