BERICHT VON STEFAN WEIL Schotten. An diesen Tag werden die Blau-Weißen aus Schotten noch lange denken. Der Auftritt der Traditionsmannschaft der Frankfurter Eintracht auf den Bockzahl war ein riesiges Fußball-Fest, eine super Veranstaltung. So war am Freitagabend nach dem Abpfiff kurz nach 20 Uhr vielfach zu hören. Auch wenn die insgeheim anvisierte Zahl von 1500 Zuschauer nicht ganz erreicht wurde, wie das genaue Auszählen am Tag danach ergab. »Wir sind total zufrieden. Es war ein absolut historischer Tag für Blau-Weiß und auch ein großer Tag für Schotten«, fasste Präsidiumsmitglied Torsten Hau die Gemütslage des Orgateams und der rund 80-köpfigen Helferschar zusammen. »Wir haben eine große Teamarbeit geleistet, und dafür auch die Glückwünsche von den Eintracht-Spielern erhalten. Es war die größte Zuschauerkulisse, vor der ein Blau-Weiß-Team auf dem Bockzahl jemals gespielt hat.«

Dass es ein besonderer Tag war, spiegelte sich auch in Kommentaren der rund 25 Aktiven des Ü-35-Teams des SV Blau-Weiß wider. »Einfach nur super, ein großes Ereignis. Ich bin froh, hier mitgespielt zu haben«, freute sich Andreas Jäger. »Es war sehr anstrengend, aber wir haben einen guten Auftritt hingelegt. Es ist nicht zweistellig geworden, und wir hätten sogar noch mehr Tore schießen können«, meinte Jochen Eckl nach dem 2:6. »Die Kinder sind alle total begeistert. Die Veranstaltung war eine sehr gelungene Sache für Schotten«, so Eckl. Von einem absoluten Highlight sprach auch Matthias Braun. »Das war heute nach 23 Jahren Pause mein letztes Fußballspiel. Und das gegen solch einen Gegner. Schöner kann ein Abschluss nicht sein.« Braun hatte auch ein besonderes Kompliment für die Eintracht-Oldies. »Die sind alle unglaublich nett und sehr umgänglich, Das hat einen Riesenspaß gemacht.« Was der Schottener Fußballverein mit 113-jähriger Tradition auf die Beine gestellt hatte, verdient großen Respekt, wie auch Bürgermeisterin Susanne Schaab betonte. Produkt der wochenlangen akribischen und bis ins feinste Detail geplanten Vorbereitung war eine top Organisation. Alle Beteiligten erlebten eine Veranstaltung aus einem Guss. Dazu passte das Wetter mit angenehmen Temperaturen und immer wieder Sonnenschein. Ein wichtiger Partner war der Radiosender FFH, der mit seinem Team und der technischen Ausrüstung für die Beschallung eine wertvolle Unterstützung leistete. Sie gehörte zum Gesamtpaket, das Eintracht Frankfurt in diesem Sommer geschnürt hat. Wie auch die finanzielle Unterstützung von Lotto Hessen.« Eintracht in der Region« heißt das Projekt. »Damit wollen wir Amateurvereinen unter die Arme greifen, besonders nach den Einbußen durch die Corona-Zeit«, erklärte Karl-Heinz »Charly« Körbel auf die Frage von FFH-Moderator Daniel Granitzki. Der Leiter der Traditionsmannschaft hatte auch ein Kompliment für die Organisatoren vor Ort. »Die Vereine, wie hier in Schotten, zeigen eine unglaubliche Leidenschaft, wie sie den Tag jeder auf seine Art organisieren«, betonte Körbel. »Diese Resonanz auf unser Projekt hätten wie niemals erwartet.« Es kam überaus gut an, dass der Europapokalsieger seinen Fans, die ihn auf dem Weg zum großen Triumph im Stadion oder vor dem Fernseher begleitet haben, etwas zurückgeben will und den Amateurfußball an der Basis besonders fördern möchte. Präsidiumsmitglied Thorsten Braun bekannte, Gänsehaut zu haben an diesem Tag des EintrachtAuftritts. Die Veranstaltung verschaffe finanzielle Stabilität für die kommenden Jahre, da alle Erlöse in die Vereinskasse fließen. »In den beiden vergangenen Corona-Jahren mit dem Wegbrechen aller Veranstaltungen haben wir um die Existenz gekämpft. Braun betonte die solide Vereinspolitik der Blau-Weißen. »Wir investieren in Steine und nicht in Beine«, so der Präsidiale vielsagend. Tag beginnt mit der Fußballschule Schon am Nachmittag hatte der Eintracht-Tag auf dem Bockzahl begonnen. Ehemalige Bundesliga-Profis der Eintracht-Fußballschule übten zwei Stunden lang mit 40 Kindern der Blau-Weißen. Auch für die Nachwuchskicker ein unvergessliches Ereignis. Dazu gab es eine Spielausrüstung mit Hose, T-Shirt und Stutzen in den Eintracht-Farben. Der Nachwuchs war denn auch kurz vor Ende des Spiels kaum noch zu halten. Als Blau-Weiß Schiri Kevin Eberheim nach 90 Minuten abpfiff, stürmten die Kinder und Jugendlichen auf den Platz. Jeder wollte ein Autogramm und ein Selfie mit den prominenten Kickern, die sich schon Sekunden nach dem letzten Spielaktion umringt sahen von einer Traube junger, aber auch älterer Fans. Charly Körbel und Co. bedienten mit großer Gelassenheit und auch sichtlicher Freude die vielen Wünsche – Profis und Idole zum Anfassen. Dann war lange noch nicht Schluss auf dem Bockzahl. Es wurde noch bis tief in die Nacht gefeiert.

 

Schotten legt Respekt schnell ab

Ü35-Team des SV Blau-Weiß mit achtbarem Auftritt / Turbostart der Traditionsmannschaft Schotten 

Die großen Namen flößten doch eine gehörigen Respekt ein. Nachdem der frühere Reck-Weltmeister Eberhard Gienger per Fallschirm aus der Luft den Spielball gebracht und die Blau-Weiß-Kinder die beiden Teams auf das Feld geführt hatten sowie die obligatorische Mannschaftsfotos gemacht waren, konnte es losgehen, Blau-Weiß Schotten Ü35 – Eintracht Traditionself 2:6 (0:5). Dass es bereist nach neuen Minuten 3:0 für die Traditionself der Eintracht stand, schien die Vorahnung von Ü35-Mitstreiter Christian Könighaus, die er im Vorfeld geäußert hatte, kräftig Nahrung zu geben. Lothar Sippel, Michael Thurk und Mark Husterer bugsierten das runde Leder scheinbar mühelos nach schnellen Kombinationen ins Schottener Tor. Die Blau-Weißen hatten einen schweren Stand, so wie es auch erwartet worden war. Ballbehandlung, Technik und Spielübersicht der früheren verlernen sich nicht so schnell. Erst in der 19. Minute kamen die Gastgeber zum ersten Mal in die Nähe des Eintracht-Tors. Doch Christoph Laun ließ die Chance ungenutzt. Immerhin ab Mitte der ersten Halbzeit kamen die Schottener besser ins Spiel, auch dank einiger Auswechslungen. Aber da hatte die Eintracht bereist durch zwei Treffer von Slobodan Komljenovic auf 5:0 erhöht. Das übliche zweistellige Ergebnis, das die Eintracht-Oldies bei ihren anderen Gastspielen im Rahmen des »Eintracht in der Region«--Projektes abgeliefert hatten, schien auch auf dem Bockzahl seinen Lauf zu nehmen. Richtung Halbzeit ebbte der Elan der Traditionself aus Frankfurt ein wenig ab. Die Schottener trauten sich jetzt mehr zu und konnten sich einige Chancen herausarbeiten. Beinahe hätte es mit dem ersten Tor kurz vor dem Halbzeitpfiff von Kevin Eberheim geklappt. Aber das nötige Glück fehlte. Das hatte dann Simon Edelmann nach der Pause, als er zum vielumjubelten 1:5 einlegte. Die Blau-Weißen hatten sich verjüngt gegenüber der Aufstellung in der ersten Halbzeit. Der anfängliche Respekt war einem gewissen Ehrgeiz gewichen, den Männern im rot-schwarzen Dress noch das eine oder andere Ei ins Nest zu legen. Erstmals überhaupt für die Eintracht-Traditionself war in den zweiten 45 Minuten Ioannis Amanatidis im Einsatz. Der Grieche hatte es sich trotz Knieprobleme nicht nehmen lassen, auf den Bockzahl zu kommen. Er sorgte auch in der 61. Minute für das 6:1 für die Mainstädter, denen in der letzten halben Stunde kein Tor mehr gelang. Sehenswert war eine schöne Rettungstat von Blau-Weiß-Keeper Sven Emrich, der gegen den frei durchgekommen Michael Thurk mit einer tollen Parade in höchster Not rettete. Den umjubelten Schlusspunkt setzte Heiko Oechler, der der nicht mehr ganz konzentriert wirkenden Eintracht-Abwehr den Ball wegfischte und zum 2:6-Endstand einlegte. Unmittelbar danach war Schluss. Kevin Eberheim gab den Ball nicht mehr frei.

 

Die beiden Mannschaften

Für die Eintracht-Traditionsmannschaft spielten: Ioannis Amanatidis, Lothar Sippel, Rudi Bommer, Christian Balzer, Michael Guht, Slobodan Komljenovic, Thomas Zampach, Steffen Herzberger, Reinhold Jessl, Gergorio di Baldo, Michael Thurk, Markus Husterer, Claus-Peter Zick, Frank Gerster, Masar Oasa, Holger Friz, Tuncay Nadaroglu, Karl-Heinz Körbel; Trainer: Wolfgang Trapp.

Für Blau-Weiß Schotten (Ü35) spielten: Danny Schäfer, Sven Emrich, David Urbancyk, Matthias Braun, Daniel Ladner, Jürgen Hau, Roland Wingefeld, Holger Wagner, Andreas Jäger, Christian Könighaus, Christian Fröscher, Christoph Laun, Christoph Frank, Florian Hühn, Marco Klaus, Daniel Repp, Marc-Rene Müller, Jochen Eckl, Simon Edelmann, Christian Ruppel, Blerton Terzija, Heiko Oechler; Trainer: Christoph Barschtipan, Niko Doll.

Schiedsrichter: Kevin Eberheim; Linienrichter: David Bischoff, Markus Schmidt

 

Quelle: Kreis-Anzeiger vom 11.07.2022